Crucial SSDs: 1 dramatische Entscheidung beendet eine Ära für PC-Bauer

Es ist ein Schock, der heute durch die gesamte Hardware-Community hallt: Crucial SSDs sind bald Geschichte, und damit verlieren wir einen der wichtigsten Eckpfeiler im PC-Selbstbau.

Wenn wir bei LazyTechLab in den letzten Jahren – oder besser gesagt Jahrzehnten – PC-Konfigurationen empfohlen haben, war ein Name fast immer gesetzt. Egal ob es um die legendäre MX500 SATA-SSD ging, die unzähligen alten Laptops neues Leben einhauchte, oder um die modernen P5 Plus NVMe-Laufwerke für Gamer: Crucial war die Definition von „No-Nonsense“-Hardware. Sie waren vielleicht nicht immer die absoluten Performance-Könige an der theoretischen Spitze der Benchmarks, aber sie waren zuverlässig, bezahlbar und stammten direkt von einem der wenigen echten Speicherhersteller der Welt, Micron.

Die Nachricht, die uns heute erreicht, markiert das Ende einer Ära, die fast drei Jahrzehnte andauerte. Micron, der Mutterkonzern, zieht den Stecker. Die Entscheidung wirkt auf den ersten Blick radikal, doch wer die Tech-Branche in den letzten Monaten beobachtet hat, konnte die Zeichen der Zeit vielleicht schon erahnen. Der PC-Markt für Endverbraucher steht unter Druck, während ein anderer Sektor explodiert wie eine Supernova.

Für uns Bastler bedeutet das: Wir müssen uns umgewöhnen. Die Zeiten, in denen man blind zu einer Crucial-Box im Regal greifen konnte, weil man wusste, dass man Qualität zum fairen Preis bekommt, sind vorbei. Doch warum genau passiert das jetzt? Und warum opfert ein Riese wie Micron eine so etablierte Marke?

Was ist passiert? (Crucial SSDs Update)

Die offizielle Begründung von Micron lässt keinen Raum für Interpretationen. Nach 29 Jahren wird das Consumer-Geschäft unter der Marke Crucial abgewickelt. Das betrifft nicht nur die beliebten Crucial SSDs, sondern auch den Arbeitsspeicher (RAM), der in Millionen von Gaming-PCs steckt.

Der Hauptgrund trägt zwei Buchstaben: KI. Der explosionsartige Bedarf an Hardware für künstliche Intelligenz hat die Prioritäten bei Micron komplett verschoben. Rechenzentren und Enterprise-Kunden schreien förmlich nach HBM (High Bandwidth Memory) und speziellen Enterprise-SSDs. Die Margen in diesem Bereich sind astronomisch hoch, während der Kampf um den Endkundenmarkt – also um dich und mich – ein Preiskampf mit messerscharfen Margen ist.

Micron hat sich entschieden, die Ressourcen, die bisher für die Entwicklung, das Marketing und den Vertrieb von Consumer-Produkten gebunden waren, vollständig auf den lukrativen B2B-Sektor umzuleiten. Es ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung, die jedoch die emotionale Bindung der Community völlig außer Acht lässt.

Hier der direkte Vergleich der Strategie-Änderung:

Der LazyTechLab Check

Wir müssen hier Tacheles reden. Dass Konzerne Geld verdienen wollen, ist klar. Aber der Wegfall von Crucial SSDs hinterlässt eine Lücke, die größer ist, als viele auf den ersten Blick vermuten. Crucial war oft das Korrektiv im Markt. Wenn Samsung die Preise für die EVO- oder PRO-Serie anzog, war Crucial da, um eine fast gleichwertige Leistung für 20 Euro weniger anzubieten.

Mit dem Wegfall dieses Wettbewerbers bleiben im Wesentlichen nur noch Samsung, Western Digital und eine handvoll Drittanbieter übrig, die oft nur zukaufen und umlabeln. Micron war einer der wenigen, der den Flash-Speicher selbst herstellte. Das garantierte eine gleichbleibende Qualität. Bei anderen „Budget-Marken“ weiß man oft nie, welcher Controller oder welcher NAND-Chip heute verbaut ist – Stichwort „Component Swapping“. Bei Crucial wusste man, was man bekommt.

Die Ironie an der Geschichte ist, dass wir PC-Gamer die KI-Revolution durch unsere GPU-Käufe erst mitfinanziert haben, und nun werden wir genau wegen dieser KI-Revolution vom Markt gedrängt. Die Fertigungskapazitäten, die früher für unsere M.2 SSDs genutzt wurden, fließen nun in HBM3e-Speicher für die nächste Generation von Nvidia-Beschleunigern. Aus Business-Sicht macht Micron alles richtig: Warum Hardware für 100 Euro verkaufen, wenn man Enterprise-Lösungen für 10.000 Euro verkaufen kann? Für uns Enthusiasten ist es dennoch ein bitterer Tag.

💡 Unsere Einschätzung zu Crucial SSDs

Solltest du jetzt noch panisch kaufen? Jein. Wenn du gerade einen PC planst und auf Zuverlässigkeit setzt, ist jetzt vielleicht der letzte Moment, um noch originale Crucial SSDs zu ergattern, bevor sie zu Sammlerstücken oder Restposten werden. Besonders die T700 Serie war der Vorreiter für PCIe Gen5 Geschwindigkeiten und zeigte, was technisch machbar ist.

Langfristig müssen wir uns nach Alternativen umsehen. Aber aktuell befinden wir uns in einer Übergangsphase. Die Lager sind noch voll, und die Händler werden versuchen, die Bestände abzubauen. Das ist deine Chance. Wir gehen davon aus, dass die Preise für NAND-Flash in den kommenden Monaten generell steigen werden, da immer mehr Kapazitäten auf Enterprise-Hardware umgestellt werden. Sich jetzt noch mit hochwertigem Speicher einzudecken, ist also nicht nur Nostalgie, sondern auch finanziell klug.

Wer jetzt noch eine der letzten High-End Platten dieses Herstellers in sein System schrauben will, sollte sich das aktuelle Flaggschiff ansehen. Es ist quasi das Abschiedsgeschenk von Micron an die Gamer.

Quelle: Originalbericht lesen